Anonyme Online-Beratung

Die 5 letzten Fragen zum Thema Belastungen im Alltag

Titel Abschied nehmen
Fragedatum 08. 10. 2023
Frage

Sehr geehrte Damen und Herren um sein Sozialverhalten zu fördern haben wir unseren 3 jährigen Sohn in einer Spielgruppe angemeldet (Do ,3Std/Woche ). Beim ersten Besuch war er neugierig aber sehr zurückhaltend. Beim zweiten Mal wollte er nicht dass seine Mutter geht hat aber gemäss der Betreuerin nur kurz geweint und sich dann beruhigt. Beim dritten Mal war es ähnlich . Beim vierten Mal war er schon am Vortag geweint war unruhig wollte nicht zur Spielgruppe.Am Morgen hat er so fest geweint dass ihn seine Mutter erst abgemeldet hat und später mit ihm zur Spielgruppe gegangen ist und über die gesamte Dauer geblieben ist. Genauso auch bei den nächsten zwei Besuchen ist seine Mutter über die gesamte Dauer geblieben. Welches ist das beste Vorgehen um den Verlauf zu beschleunigen sodass der Abschied reibungslos funktioniert und die Anwesenheit der Mutter nicht mehr notwendig ist? Vielen Dank und freundliche Grüsse
Antwort

Liebe Eltern

Das Thema Abschied nehmen ist bei 3jährigen und ihren Eltern ein häufiges Thema. Sie sind also nicht allein mit Ihrerm Anliegen. Kinder in diesem Alter wollen häufig schon "gross" sein und alles selber machen können. Auf der anderen Seite zeigen sie wiederum ihren grossen Bedarf an Nähe, Sicherheit und Orientierung. Übergänge, sei es in die Spielgruppe, Kita und später auch in den Kindergarten, sind von grosser Bedeutung. Dies sowohl für die Kinder, als auch für die Eltern.

Die Spielgruppe ist eine tolle Sache für Kinder und gut geeignet um sich im Sozialverhalten zu üben und erste Bekanntschaften zu Gleichaltrigen zu pflegen. Versuchen Sie ihren Sohn bereits am Vortag auf die Spielgruppe einzustimmen. Handhaben sie den Ablauf und die Vorbereitung am Morgen wenn möglich immer etwa gleich. Aufstehen, Frühstücken, Anziehen, zur gleichen Zeit gemeinsam das Haus verlassen etc. Die Reihenfolge ist sebstverständlich Ihnen überlassen. Ziehen Sie ihren Sohn in die Vorbereitungen mit ein. Eventuell kann er helfen beim Znüni vorbereiten und Rucksäcklein packen. Finden Sie ein "Übergansobjekt", welches ihr Sohn mitnehmen darf. Beispielsweise ein geliebtes Stofftierli, ein Nuschi etc. Sie können auch speziell einen Schlüsselanhänger mit einem Stofftierili, Schutzengeli, Superheld etc. dran, gemeinsam mit ihrem Sohn auswählen und am Znünirucksäckli anbinden. Kinder sprechen gut auf solche kleinen Begleiter in eine verunsichernde Situation an.

Begleiten Sie ihren Sohn auf der emotionalen Ebene. Kinder können oft noch nicht sagen, welche Emotion sie gerade überkommt. So wird Ihr Sohn vermutlich nicht sagen können, weshalb er nicht alleine in die Spielgruppe möchte. Dies ist in diesem Alter "normal" und entspricht dem Entwicklungsalter. Spiegeln Sie ihm, was sie seine Emotionen sehen. "Ich sehe, Du bist gerade etwas ängstlich und traurig". Äussern Sie Verständnis. Es ist o.k. diese Gefühle zu haben. Und es braucht viel Mut alleine, ohne Mami, in die Spielgruppe zu gehen.

Es ist auch in Ordnung, wenn Ihr Sohn anfänglich noch begleitet wird. Dies meisten Spielgruppenleiterinnen haben dafür Verständnis und sind auch entsprechend ausgebildet, diesen Prozesses gemeinsam mit den Kindern und den Eltern zu begleiten. Besprechen Sie auch mit der Leiterin, welche Vorschläge sie hat. Es würde dann durchaus Sinn machen, wenn Sie sich schrittweise zurückziehen. Vielleicht bleiben Sie noch während des "Begrüssungskreisli" oder der Geschichte und gehen dann schon mal in einen Neben- oder Vorraum und bleiben noch dort. Verlassen Sie jedoch nie die Spielgruppe ohne sich von Ihrem Sohn zu verabschieden. Er muss wissen, wo die Mami ist und wann sie geht. Vielleicht gibt es auch noch eine Möglichkeit aus dem Fenster zu winken.

Und besonders wichtig, er muss auch wissen, wann die Mami wiederkommt. Dort kann die Spielgruppenleiterin ihm Orientierung geben, was alles geplant ist für den Vormittag und er somit weiss, wann der Morgen fertig ist und somit die Mami wiederkommt. Versichern Sie ihrem Sohn, dass sie wiederkommen und sich freuen ihn zu sehen und zu hören, was er alles erlebt hat. Vielleicht können Sie vorgängig mit ihm auch schon bereden, was es zum Zmittag gibt zu Hause nach der Spielgruppe. Das gibt ihm eine Perspektive und einen Ausblick. "Aahhh, das Zmittagessen ist dann wieder bei Mami daheim"...

Auch sehr wichtig ist die Beachtung der eigenen Gefühle. Fällt es Ihnen schwer Ihren Sohn loszulassen? Machen Sie sich Gedanken darüber, ob es ihm gut geht? Kümmern sie sich deshalb auch um ihre Gefühle. Es ist nicht nur für die Kinder ein grosser Schritt sondern auch für die Eltern. Und diesen Gefühlen soll ebenfalls Beachtung gegeben werden. Nehmen Sie wahr, wenn sie auch ein wenig traurig und verunsichert sind und nehmen Sie diese Gefühle auch an. Sie sind o.k. und nachvollziehbar.

Gerne dürfen Sie sich auch einmal bei einer Beraterin frühe Kindheit bei einem Standort der MVB in Ihrer Nähe anmelden, um das Thema vertieft zu besprechen.

Ich hoffe, Ihnen mit diesen ersten Angaben gedient zu haben und wünsche Ihnen nach den Herbstferien einen guten Start in der Spielgruppe.

Mit herzlichen Grüssen

Ihre Beraterin frühe Kindheit

Zurück